Phagen: Eine mögliche Ergänzung bei antibiotikaresistenten Infektionen
Viele Menschen mit Cystischer Fibrose haben im Laufe ihres Lebens immer wieder mit bakteriellen Infektionen zu kämpfen. Einige dieser Bakterien entwickeln mit der Zeit Resistenzen gegen wichtige Antibiotika, was die Behandlung schwieriger macht und den Alltag der Betroffenen belastet. Eine mögliche ergänzende Behandlungsoption, die in solchen Situationen immer mehr Aufmerksamkeit erhält, sind sogenannte Phagen.
Phagen – vollständig Bakteriophagen genannt – sind Viren, die ausschliesslich Bakterien angreifen und menschliche Zellen nicht schädigen. Sie heften sich an ein Bakterium, schleusen ihr Erbgut hinein und bringen es dazu, neue Phagen zu produzieren. Am Ende zerstört der Phage das Bakterium von innen. Dieser natürliche Mechanismus wurde bereits vor rund hundert Jahren entdeckt und wird in einigen Ländern seit längerem therapeutisch genutzt.
Die Grundidee einer Phagentherapie ist, dass ein passender Phage gezielt jene Bakterien bekämpft, die eine Infektion verursachen. Da sich Phagen nur vermehren, wenn sie auf das richtige Bakterium treffen, halten sie sich im Körper meist nur so lange, bis die Infektion weitgehend beseitigt ist. Anschliessend werden sie vom Körper abgebaut oder ausgeschieden. Für Menschen mit CF ist diese Therapieform besonders interessant, weil chronische Infektionen mit hartnäckigen und teilweise multiresistenten Keimen häufig vorkommen.
In der praktischen Anwendung ist die Behandlung jedoch anspruchsvoll. Phagen wirken sehr spezifisch, oft nur gegen ein bestimmtes Bakterium oder sogar nur gegen einen einzelnen Stamm desselben Erregers. Damit eine Behandlung überhaupt möglich ist, muss das krankmachende Bakterium im Labor isoliert und getestet werden, ob ein geeigneter Phage vorhanden ist. Für manche Bakterienarten lassen sich passende Phagen leichter finden als für andere. Zudem ist das Verhalten von Phagen im menschlichen Körper noch nicht vollständig erforscht. Einige werden rasch vom Immunsystem neutralisiert, andere gelangen besser in tiefere Gewebe oder Biofilme. Auch über die optimale Dosierung und Kombination mit anderen Therapien besteht noch Forschungsbedarf.
Trotz einzelner vielversprechender Behandlungserfolge – auch bei therapieresistenten Infektionen – ist die Phagentherapie in der Schweiz nicht offiziell zugelassen. Sie darf heute nur in begründeten Ausnahmefällen als Notfallbehandlung eingesetzt werden.
Für die CF-Community bleibt die Phagentherapie dennoch ein spannendes und vielversprechendes Forschungsfeld. Sie könnte in Zukunft eine wichtige Ergänzung darstellen – vor allem dort, wo Antibiotika an ihre Grenzen stossen. Die internationale Forschung entwickelt sich rasch, und immer mehr Daten helfen dabei, Therapieansätze zu verbessern, Phagen gezielter einzusetzen und offene Fragen zu klären.
Mehr Informationen rund um die Phagen:
https://phagenforum.ch/
Video-Interview mit Reto Weibel, CF-Betroffener und lungentransplantiert:
https://phagenforum.ch/wissen-stimmen/